Schmerzen bei Katzen erkennen – Was die Forschung zeigt & wie du Signale richtig deutest
Katzen sind Meister darin, Schmerzen zu verbergen – egal ob jung oder alt. In freier Wildbahn wäre eine verletzte Katze leichte Beute, deshalb zeigen sie Unwohlsein nur sehr subtil. Für uns Halter:innen bedeutet das: Viele Schmerzsignale werden übersehen oder erst spät erkannt. Dank moderner Forschung und validierter Methoden wie der Feline Grimace Scale können wir heute jedoch viel früher einschätzen, ob eine Katze leidet – und entsprechend handeln. Dieser Artikel zeigt dir, welche Signale wirklich relevant sind, wie die Schmerzforschung funktioniert und wann du tierärztliche Hilfe brauchst.

1. Was ist Schmerz? – Weit mehr als ein unangenehmes Gefühl
Schmerz ist ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis, verbunden mit tatsächlicher oder potenzieller Gewebeschädigung.
Bei Katzen bedeutet das, dass Schmerz sowohl körperliche als auch emotionale Komponenten aufweist. Stress, Unsicherheit oder Angst können Schmerz verstärken – und gleichzeitig wird er oft dennoch gut versteckt. Gerade deshalb ist es wichtig, Veränderungen im Verhalten, in der Körpersprache sowie im Gesichtsausdruck früh wahrzunehmen.
2. Was kann bei Katzen Schmerzen auslösen?
Schmerzen haben bei Katzen viele mögliche Ursachen – manche entstehen plötzlich, andere entwickeln sich langsam und bleiben lange unbemerkt. Eine gute Orientierung hilft dir, die wichtigsten Auslöser besser einordnen zu können.
Akute Ursachen für Schmerzen
Plötzlich auftretende Schmerzen sind meist leichter zu erkennen, da die Katze sich abrupt anders verhält. Typische Auslöser sind:
- Verletzungen: Stürze, Prellungen, Biss- oder Kratzwunden
- Knochenbrüche: nach Unfällen oder Stürzen aus der Höhe
- Operationswunden: Schmerzen nach chirurgischen Eingriffen
Akute Schmerzen zeigen sich oft durch Rückzug, Unruhe oder Jaulen beim Berühren
Zahnerkrankungen – oft übersehen, immer schmerzhaft
Zähne sind eine der häufigsten Schmerzquellen bei Katzen. Dabei zeigen Katzen selbst bei starken Zahnschmerzen oft normales Fressverhalten, weshalb Probleme lange unentdeckt bleiben.
FORL – die häufigste und schmerzhafteste Zahnerkrankung bei Katzen
FORL (Feline Odontoklastische Resorptive Läsionen) ist eine Erkrankung, bei der körpereigene Zellen (Odontoklasten) die Zahnsubstanz abbauen.
Es entstehen schmerzhafte Löcher im Zahn, der Zahn wird brüchig oder löst sich auf.
Typische Anzeichen:
- Vermeidung harter Nahrung
- plötzliches Kopfschütteln beim Fressen
- einseitiges Kauen
- empfindliches oder entzündetes Zahnfleisch
Auch Zahnstein, Zahnfleischentzündungen oder entzündliche Maulerkrankungen können starke Schmerzen verursachen.
Chronische Gelenk- und Bewegungsprobleme
Schmerzen aus diesem Bereich entwickeln sich oft schleichend. Häufige Ursachen sind:
- Arthrose (die häufigste chronische Schmerzerkrankung bei Katzen – auch bei jungen)
- Hüftdysplasie
- degenerative Gelenkerkrankungen
Viele Katzen kompensieren diese lange und zeigen erst spät Einschränkungen wie weniger Sprungfreude, einen steifen Gang oder eine veränderte Körperhaltung.
Innere Erkrankungen
Auch Erkrankungen der inneren Organe können Schmerzen verursachen, z. B.:
- Blasenentzündung
- Nierenerkrankungen
- Magen-Darm-Beschwerden
- Pankreatitis
- Verstopfung oder schmerzhafter Kotabsatz
Hier zeigen Katzen oft unspezifische Symptome wie Rückzug, Appetitverlust oder vermehrtes Aufsuchen der Katzentoilette.
Weitere Schmerzursachen
- Tumorerkrankungen: Tumore können schmerzhaft sein – sowohl äußerlich tastbar als auch im Körperinneren. Da Katzen Schmerzen gut verbergen, fallen Beschwerden oft erst auf, wenn sie bereits fortgeschritten sind.
- neuropathische Schmerzen: Schmerzen, die aus dem Nervensystem kommen (z. B. nach Verletzungen, Bandscheibenproblemen oder Operationen), äußern sich oft durch Überempfindlichkeit oder ungewöhnliche Reaktionen auf Berührung.
- Übergewicht: belastet Gelenke und fördert Entzündungen
- chronischer Stress: verstärkt die Schmerzwahrnehmung
Schmerzen entstehen häufig in Kombination aus mehreren Faktoren – daher ist die Beobachtung des Gesamtbildes entscheidend.
3. Die Feline Grimace Scale© (FGS) – Forschung macht Schmerz sichtbar
Um die oft kaum wahrnehmbaren Schmerzsignale von Katzen messbar zu machen, wurde die Feline Grimace Scale entwickelt – ein wissenschaftlich geprüftes Werkzeug der Universität Montréal.
Sie bewertet fünf Gesichtszonen:
- Ohren
- Augen
- Schnauze
- Schnurrhaare
- Kopfhaltung
Durch ein Punktesystem (0 = normal, 1 = leicht verändert, 2 = deutlich verändert) lässt sich der Schmerzausdruck objektiver einschätzen. Die Werte werden addiert (0–10 Punkte).
| Zone | 0 Punkte | 1 Punkt | 2 Punkte |
|---|---|---|---|
| Ohren | nach vorn gerichtet | leicht seitlich gedreht | angelegt, nach außen gedreht |
| Augen | offen, klar, wach | leicht verengt | zusammengekniffen |
| Maul | entspannt, rund | leicht angespannt | angespannt, elliptisch |
| Schnurrhaare | locker, gebogen | leicht gebogen oder gerade | gerade, nach vorn gerichtet |
| Kopf | über Schulterhöhe | auf einer Linie mit Schulter | unter Schulterlinie oder geneigt |
Schmerzbewertung auf einen Blick
- 0–2 Punkte: unauffällig, keine Schmerzen sichtbar
- 3–4 Punkte: mögliche Schmerzen → Katze weiterhin beobachten
- ab 5 Punkten: hohe Wahrscheinlichkeit für Schmerzen → Besuch beim Tierarzt oder der Tierärztin empfohlen


Wie die FGS im Alltag hilft
- Ohren: seitlich oder nach hinten gelegt
- Augen: zusammengekniffen
- Schnauze: angespannt
- Schnurrhaare: stark gesenkt oder nach vorne gestreckt
- Kopf: gesenkt oder eingezogen
👉 Tipp: Beobachte deine Katze im Ruhemodus. Stress, Jagdspiele oder Aufmerksamkeit beeinflussen das Gesicht und verfälschen die Bewertung.
4. Weitere häufige Schmerzsignale bei Katzen
Die Mimik ist ein wichtiger Baustein, doch Schmerzen zeigen sich auch im Verhalten, in der Bewegung sowie in Alltagsroutinen.
1. Verhaltensänderungen
- Rückzug
- Gereiztheit
- plötzlich erhöhte oder verringerte Anhänglichkeit
- verringerte Spielfreude
2. Fressverhalten
- langsames Fressen
- Vermeidung harter Nahrung
- Futterverweigerung
- einseitiges Kauen
3. Bewegung und Körperhaltung
- vorsichtiger, steifer Gang
- weniger Sprungfreude
- häufiges „Abmessen“ vor Sprüngen
- gekrümmter Rücken
4. Körperpflege
- stumpfes Fell
- Vernachlässigung von schwer erreichbaren Stellen
- übermäßiges Lecken eines Körperteils
5. Lautäußerungen
- Knurren
- Jaulen
- Miauen beim Anheben oder Berühren
6. Toilettenverhalten
- längeres Sitzen
- sichtbare Unruhe beim Harn- oder Kotabsatz
- häufige Toilettengänge
Da viele dieser Anzeichen subtil sind, lohnt es sich, das Verhalten immer mit dem Normalzustand deiner Katze zu vergleichen. Kein einzelnes Signal ist eindeutig – die Kombination zählt.
5. Wie werden Schmerzen bei Katzen behandelt?
Dank moderner Tiermedizin stehen heute viele sichere und wirksame Möglichkeiten zur Verfügung, Schmerzen bei Katzen zu lindern. Ein zentraler Bestandteil ist die medikamentöse Schmerztherapie.
Medikamentöse Schmerztherapie
NSAIDs (Nicht-Steroidale Antiphlogistika) sind entzündungshemmende Schmerzmittel, die speziell für Katzen entwickelt wurden. Sie lindern Schmerzen, reduzieren Entzündungen und können die Beweglichkeit deutlich verbessern.
Gängige Beispiele sind:
- Meloxicam (Metacam®)
- Robenacoxib (Onsior®)
- Carprofen (in Ausnahmefällen auch bei Katzen)
Diese Medikamente dürfen nur von Tierärzt:innen verordnet werden – Schmerzmittel für Menschen sind für Katzen hochgiftig.
„Wenn wir nicht sicher wissen, ob es Schmerzen sind, dürfen wir trotzdem behandeln. Ein kurzer Schmerzmittel-Versuch ist völlig legitim – und wenn die Katze plötzlich wieder frisst oder sich normal bewegt, haben wir unsere Antwort.“
Sabine Schroll (Tierärztin, Katzen-Expertin)
Unterstützende Maßnahmen, die Linderung bringen
- Wärme
- weiche Liegeflächen
- barrierefreie Umgebung
- reduzierte Sprunghöhen
Diese Maßnahmen ersetzen keine Therapie, unterstützen aber die Genesung.
Ernährung & Nahrungsergänzungsmittel
- Omega-3-Fettsäuren
- Glucosamin & Chondroitin
- B-Vitamine & Aminosäuren
Sie können eine tierärztliche Schmerztherapie nicht ersetzen, aber sinnvoll ergänzen.
6. Wann solltest du mit deiner Katze zum Tierarzt?
Eine gute Faustregel lautet:
👉 Wenn deine Katze sich anders verhält als sonst – länger als 24 Stunden – solltest du tierärztlichen Rat einholen.
Weitere Warnsignale:
- Futterverweigerung
- sichtbare Schmerzen
- Probleme beim Springen
- plötzliches Rückzugsverhalten
- ungewohnte Lautäußerungen
Eine bereits früh erkannte Schmerzursache lässt sich deutlich besser behandeln.
7. FAQ – Die 5 wichtigsten Fragen zu Schmerzen bei Katzen
- Woran erkenne ich, dass meine Katze Schmerzen hat?
Achte auf eine Kombination aus Mimik (Feline Grimace Scale), Verhalten, Fressen, Bewegung und Körperpflege. Ein einzelnes Signal reicht selten – das Gesamtbild zählt. - Frisst meine Katze trotz Schmerzen weiter?
Ja. Viele Katzen fressen trotz Schmerzen normal weiter. Zahnschmerzen oder Arthrose zeigen sich oft nur in subtilem Verhalten, nicht am Fressverhalten. - Wie sicher ist die Schmerztherapie bei Katzen?
Sehr sicher, sofern Medikamente speziell für Katzen eingesetzt werden. Moderne NSAIDs sind gut erforscht und wirksam. Schmerzmittel für Menschen sind dagegen extrem giftig. - Was kann ich zu Hause tun, um Schmerzen zu lindern?
Wärme, weiche Liegeplätze, barrierefreie Wege und eine ruhige Umgebung unterstützen die Therapie. Ergänzungen können helfen, ersetzen aber keine tierärztliche Behandlung. - Wann muss ich mit meiner Katze zum Tierarzt?
Immer dann, wenn sich Verhalten, Fressen oder Bewegung deiner Katze innerhalb von 24 Stunden deutlich verändert. Je früher Schmerzen erkannt werden, desto besser die Behandlung.
Fazit: Was deiner Katze bei Schmerzen am meisten hilft
Schmerzen bei Katzen zu erkennen, ist anspruchsvoll – doch mit Wissen, Forschung und aufmerksamem Beobachten kannst du viel früher reagieren als gedacht. Kleine Veränderungen in Mimik, Haltung oder Verhalten verraten oft mehr, als es auf den ersten Blick scheint. Mit einer rechtzeitigen Schmerztherapie, einer ruhigen, liebevollen Umgebung und ein paar Anpassungen im Alltag schenkst du deiner Katze nicht nur Erleichterung, sondern echte Lebensqualität. Am Ende zählt genau das: deiner Katze ein Leben zu ermöglichen, in dem sie sich sicher und wohlfühlen kann.

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