Katzengerechte Haltung in der Wohnung – 12 Tipps gegen Stress im Interview mit Katzen-Expertin

Stress bei Katzen? Oft beginnt er dort, wo wir ihn am wenigsten vermuten: im Alltag.
Deshalb haben wir mit Katzenexpertin und Bloggerin Miriam Knischewski vom Blog Katzen-fieber gesprochen. In diesem Interview teilt sie wertvolle Einblicke aus ihrer täglichen Arbeit – und erklärt, wie wir mit einer katzengerechten Haltung viel für das Wohlbefinden unserer Samtpfoten tun können.
Ob Mehrkatzenhaushalt, kleine Wohnung oder sensible Katze: Miriams Tipps zeigen, wie kleine Veränderungen große Wirkung entfalten können.

Main Katzengerechte Haltung in der Wohnung: Miriram Knischewski und Katze in Kiste

Miriam gehört zu den Katzenexpertinnen, deren Arbeit wir bei purapep schon lange mit großer Wertschätzung verfolgen. Als erfahrene Bloggerin, Verhaltensberaterin und Katzenmensch mit Herz und Verstand setzt sie sich seit Jahren für ein besseres Verständnis zwischen Mensch und Katze ein.

Was uns besonders beeindruckt: Miriam bringt fundiertes Wissen mit viel Einfühlungsvermögen zusammen – praxisnah, verständlich und immer im Sinne der Katze. Gerade beim Thema Stress erkennen und vermeiden leistet sie wertvolle Aufklärungsarbeit.

Umso mehr freuen wir uns, dass sie ihre Zeit und Expertise mit uns geteilt hat. In diesem Interview verrät Miriam, worauf es bei einer katzengerechten Haltung wirklich ankommt – und wie wir unseren Katzen ein stressfreies, harmonisches Zuhause schaffen können. Legen wir los – wir sind gespannt auf deine Erfahrungen, liebe Miriam

Was sind die häufigsten Haltungsfehler, die dir bei Katzenhalter:innen auffallen? Warum führen sie oft zu Stress bei der Katze?

Miriam: Unerfüllte Bedürfnisse sind ganz klar ein großer Knackpunkt. Oft übersehen wir dabei aber, dass Katzen Bedürfnisse auf ihre Art ausleben möchten. Das heißt: nicht nur fehlende Angebote wie Kratzmöglichkeiten oder Beschäftigung sind ein Problem, sondern auch ungünstig platzierte Angebote oder Angebote an den Katzenbedürfnissen vorbei. Das führt zu Langeweile, Frust, viel überschüssiger Energie und letztlich zu Stress.

Woran erkenne ich als Halter:in, dass meine Katze gestresst ist – und welche Signale werden dabei häufig übersehen?

Miriam: Das ist wohl bei jeder Katze ein bisschen anders und manche Katze zeigt auch nur ganz subtile Anzeichen. Ganz allgemein deuten meiner Erfahrung nach verstärkte Unruhe, aber auch Rückzug und schlechtes Fressen auf Stress hin. Will die Katze nicht mehr spielen, ist das häufig auch ein Zeichen. All das entwickelt sich häufig schleichend, weswegen wir Menschen es oft übersehen oder nicht so ernst nehmen. Und das ganz besonders bei älteren Katzen.

Meist wird uns das erst klar, wenn die Katze Verhalten zeigt, dass uns wirklich unangenehm ist: zum Beispiel Unsauberkeit, Tapetenkratzen oder Aggression.

Da all das aber auch auf medizinische Probleme hinweisen kann, sollten wir immer zuerst einen gründlichen tierärztlichen Check vorausschicken, bevor wir uns dem Thema Stress widmen.


Portrait Miriam Knischewski

„In kleinen Wohnungen müssen wir oft kreativ sein und in die Höhe denken. Aber manche Katzenbedürfnisse lassen sich auch platzsparend erfüllen. Gerade erhöht liegende Rückzugs- und Schlafplätze sind für Katzen ohnehin besser.“

– Miriam, Katzenexpertin

Was brauchen Katzen wirklich, um sich sicher, geborgen und wohlzufühlen?

Miriam: Ich denke, da kommen vor allem drei Faktoren parallel zum Tragen: ein Mensch, der verlässlich für die Katze da ist und ihre Bedürfnisse und Grenzen respektiert. Aber auch eine gute Portion Beschäftigung, denn gerade in reiner Wohnungshaltung kann es für den Körper und die grauen Zellen doch schnell mal langweilig werden. Aber natürlich auch eine Umgebung, in der die Katze alle ihre natürlichen Verhaltensweisen auf Katzenart ausleben kann – und zwar ohne geschimpft zu werden oder sich allzu sehr einzuschränken.

Wie kann die Gestaltung der Wohnung (z. B. Rückzugsorte, Kletterflächen, erhöhte Plätze) helfen, Stress zu vermeiden?

Miriam: Wir sollten unsere Wohnung als Katzenrevier sehen – mit all seinen verschiedenen Strukturen und Aufgabengebieten. Katzen haben häufig feste Laufwege, die sie mehrmals täglich ablaufen. An diesen Laufwegen sollten wir alle wichtigen Ressourcen platzieren: Klos, Kratzmöglichkeiten, Rückzugsorte, Näpfe etc. So kann die Katze entspannt ihrem Tagesablauf nachgehen.

Rückzugsorte und erhöhte Plätze bieten ihr dabei vor allem Sicherheit: Die Möglichkeit, alles von oben zu beobachten und einzuschätzen, ob es da unten gerade ungefährlich ist. Es gehört einfach zur kätzischen Natur, erst einmal alles aus sicherem Abstand zu betrachten. Gibt es mehrere Auf- und Abstiege, kann sich die Katze ohne großes Brimborium zurückziehen und in Sicherheit bringen.

Wie wichtig ist das Thema „Struktur und Alltag“ im Zusammenleben mit Katzen – insbesondere für sensible Tiere?

Miriam: Katzen ziehen aus Ritualen und Routinen sehr viel Sicherheit. Das gilt vor allem für die sensiblen Vertreter ihrer Art. Ist alles vorhersehbar und möglichst gleichbleibend, bedeutet das „alles wie immer, alles in Ordnung, alles sicher“. Damit können Katzen gut umgehen. Veränderungen in ihren Routinen bringen oft Unruhe mit, Kontrollverlust und mögliche Gefahren. Schließlich weiß katz nie, was sie dabei erwartet.

Was können Halter:innen in Mehrkatzenhaushalten tun, um Revierstress und Konflikte zu minimieren

Miriam: Ich gebe den Menschen gerne vier Grundgedanken dafür mit.

  1. Unbedingt für überzählige Ressourcen sorgen: Rückzugs- und Kratzmöglichkeiten, Toiletten und auch Näpfe sollten in größerer Anzahl vorhanden sein als Katzen. Und zwar so platziert, dass sich die Katzen beim Aufsuchen nicht ständig begegnen müssen. Das führt dazu, dass sich die Katzen auf Wunsch auch aus dem Weg gehen können und nichts teilen müssen, wenn sie nicht wollen.
  2. Die Ressourcen müssen so zugänglich sein, dass sie von mindestens zwei Seiten begehbar sind. Zum Beispiel zwei Möglichkeiten den Kratzbaum oder das Klo ungehindert zu verlassen. Kommt es doch mal zu schlechter Stimmung zwischen den Katzen, ist so niemand ausgeliefert und alle können jederzeit gehen.
  3. Es ist wichtig, die individuellen Bedürfnisse auch im Mehrkatzenhaushalt im Hinterkopf zu behalten. Das kann auch bedeuten, jede Katze auf unterschiedliche Art zu beschäftigen. Denn wenn jede Katze für sich selbst zufrieden ist, ist das Risiko auf Konflikte geringer.
  4. Es ist wichtig, Katzen in Konfliktsituationen nicht alleine zu lassen. Wir als Menschen müssen moderieren, weil Katzen ihre Probleme untereinander nicht alleine zufriedenstellend lösen können

Wie lässt sich auch auf kleiner Wohnfläche eine stressärmere Umgebung für Katzen schaffen?

Miriam: In kleinen Wohnungen müssen wir oft kreativ sein und in die Höhe denken. Aber manche Katzenbedürfnisse lassen sich auch platzsparend erfüllen. Gerade erhöht liegende Rückzugs- und Schlafplätze sind für Katzen ohnehin besser.

Ein flacher Sisalteppich an der Wand spart nicht nur Platz, sondern unterstützt die Katze beim Klettern und Energie rauslassen. Diesen Kletterteppich können wir dann auch ins Spiel einbauen: Statt die Katze mit der Spielangel über lange Rennwege zu führen, lassen wir sie den Teppich hoch- und runter jagen. Catwalks an der Wand geben der Katze die Möglichkeit, ihre Umgebung abzulaufen und einen guten Überblick zu behalten. Das kommt ihrem natürlichen Entdeckerdrang gelegen, gibt ihr Sicherheit und regt gleichzeitig Körper und Hirn an.

Je mehr Anregung wir unseren Katzen für Bewegung und Nachdenken geben, umso besser. Dafür brauchen wir nicht zwingend viel Platz, aber eben gute Ideen. Und viel Abwechslung.

Welche Rolle spielen wir Menschen als Halter:innen beim Thema Stress – spüren Katzen unsere Anspannung?

Miriam: Sind wir selbst angespannt, vielleicht gestresst oder verärgert, spürt das natürlich auch unsere Katze. Sie weiß zwar nicht warum, aber sie merkt, dass etwas anders ist. Manche Katzen nimmt das sehr mit. Sie sind dann verunsichert oder selbst angespannt.

Wir Menschen können unseren Katzen aber eine große Stütze sein, indem wir ihr freundlichen Kontakt anbieten, einen ruhigen Umgang pflegen und verlässlich für sie da sind. Ein Fels in der Brandung sozusagen – auch in schlechten Zeiten.

Gibt es Rituale oder Routinen, die du als besonders hilfreich für nervöse oder unsichere Katzen empfindest?

Miriam: Erfolgserlebnisse geben auch unseren Katzen einen tollen Selbstbewusstseins-Boost. Das können wir mit gemeinsamen Spielstunden und Training ganz bewusst fördern. Die Katze merkt, dass sie ein Stück weit Kontrolle hat und positive Situationen ganz bewusst herbei führen kann. Das macht unglaublich viel mit so einer kleinen Katzenseele. Viel freundlicher Kontakt, Ansprache und „einfach da sein“ geben zusätzlich ein gutes Gefühl.

Je mehr wir dabei auf Gleichförmigkeit achten (z. B. gleicher Tageszeitpunkt, gleicher Ablauf), umso mehr kann sich die Katze darauf einstellen und es genießen.

Welche Rolle spielen ergänzende Maßnahmen wie z. B. natürliche Futterzusätze in der Stressprävention, z.B. mit Tryptophan und B-Vitaminen?

Miriam: Ich empfehle Nahrungsergänzungen gern als ein Puzzleteil in der Reduktion oder Prävention von Stress bei Katzen. Zusammen mit anderen Maßnahmen – wie z. B. der Haltungsoptimierung oder Spieltherapie – können sie gute Voraussetzungen schaffen, dass die Katze offener oder zufriedener ist. Denn sie sorgen häufig für eine positivere, entspanntere Grundstimmung. Und eine positive Grundstimmung erleichtert andere Maßnahmen.

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Was sind aus deiner Sicht sinnvolle Kriterien, um die Wirkung solcher natürlichen Futterergänzungen einzuschätzen?

Miriam: Da Stressanzeichen und Wirkung bei jeder Katze individuell sind, hilft in meinen Augen nur ein Vergleich zu vorher. Viele dieser Ergänzungen müssen erst eine gewisse Weile verabreicht werden, bevor sich überhaupt Veränderungen zeigen können. Dann analysiere ich gerne zusammen mit den Menschen, ob und was sich verändert hat – und zwar ganz individuell zugeschnitten auf die Situation der jeweiligen Katze:

Zeigt die Angstkatze jetzt vielleicht mehr Offenheit für ungewohnte Situationen? Kann sie gelassener reagieren – wenn auch vielleicht nur ein bisschen? Kann die unsichere Katze jetzt im Alltag etwas mehr aus sich heraus kommen? Nimmt die unruhige Katze Beschäftigungsangebote besser an?

Für jede Katze gilt es, andere Frage zu stellen. Denn nur so sehen wir überhaupt, ob sie von Nahrungsergänzungen profitiert. Einen pauschalen Kriterienkatalog gibt es meiner Erfahrung nach nicht.

Hast du aus deiner Praxis Beispiele, wie sich durch eine Kombination aus Haltung, Routine und gezielter Unterstützung eine deutliche Verbesserung im Verhalten zeigen konnte?

Miriam: Ich lege bei meiner Arbeit generell sehr viel Wert darauf, verschiedene Facetten zu kombinieren. Schließlich ist es oft nicht der eine Faktor, der zu Problemen im Katzenhaushalt führt – sondern vielmehr ein Zusammenspiel mehrerer Ursachen. Die müssen wir als Menschen auch parallel angehen. Dann ergeben sich in fast allen Fällen langfristig Verbesserungen. Einen Faktor davon zu vernachlässigen, bringt häufig nichts oder nur kurzfristige Veränderungen.

Ein Beispiel aus meiner Praxis ist etwa die Katze, die aus fehlender Gewöhnung und Umzugsstress außerhalb des Katzenklos Urin absetzte – also unsauber war. Zusammen mit viel Geduld und liebevollen Umgang durch ihre Menschen, Nahrungsergänzungen und einer schrittweisen Umgewöhnung über Wochen, kann sie ihr Klo nun ganz entspannt annehmen.

Oder die Katzentruppe, in der es immer mal wieder kleine Meinungsverschiedenheiten gab. Hier haben wir die individuelle Beschäftigung verstärkt und allen Katzen mehr Möglichkeiten gegeben, sich aus dem Weg zu gehen. Auch eine durchdachte Moderation der Konflikte ist nun Teil des Alltags. Das Zusammenleben der drei ist mittlerweile wesentlich entspannter.
Es ist immer wieder eine spannende Sache, die individuellen Lösungspunkte in jedem einzelnen Katzenhaushalt zu finden – und an den einzelnen Stellschräubchen zu drehen, damit Mensch und Katze wieder unbeschwert und stressarm zusammenleben können

🐾 Fazit: Kleine Stellschrauben, große Wirkung

Jede Katze ist anders – aber alle profitieren von einem sicheren, strukturierten und liebevollen Zuhause.
Miriams Erfahrungen machen Mut: Wer bereit ist, genau hinzusehen und sich auf die Bedürfnisse seiner Katze einzulassen, kann viel bewegen.
Mit etwas Wissen, Geduld und Herz lassen sich Stressquellen erkennen und reduzieren – für mehr Harmonie im Katzenalltag.

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